Berner Museumsgeschichten
Der doppelte David Rudolf
Der Zufall stand Pate und sorgte dafür, dass die Besucher:inn anlässlich einer Ausstellung im Schloss Belp 2017 doppelt sahen. Im Raum, welcher der Porträtserie der Tuchfabrikantendynastie Bay gewidmet war, hingen zwei fast identische Gemälde nebeneinander. David Rudolf Bay (1762-1820), Tuchhändler und Staatsmann, Onkel und Schwiegervater des Gründers der Belper Tuchfabrik, blickte in gleicher Pose und gleichem Gewand zweifach von der Wand. Das eine Bild aus der Sammlung des Ortsmuseums Belp (rechts), das andere aus der Sammlung des Rittersaalvereins Burgdorf (links).
Entdeckt wurde das Doppel durch eine Anfrage der Burgerbibliothek. Im Rahmen der Bearbeitung der Online-Datenbank von Berner Porträts tauchte die Kombination des Beschriebs der Belper- mit einer Fotografie der Burgdorferversion von David Rudolf auf. Rasch wurde klar, dass es sich hier nicht um ein sondern um zwei Abbilder des Magistraten handeln muss. Et puis voilà, fanden die beiden dank einer Leihgabe in Belp kurzzeitig zusammen und konnten im Original miteinander verglichen werden.
Dass Ölporträts wichtiger Persönlichkeiten kopiert wurden, war nicht unüblich. Standesbewusstsein und Familienstolz sind mit den Porträts verknüpft. Verzweigten sich die Familien, wollte man nicht auf die Präsenz des einen oder anderen Ölporträts in der Ahnengalerie verzichten und engagierte flugs einen Kopisten. Nicht immer ist dabei bekannt oder ersichtlich, welche Version das ursprüngliche Original ist. Im Fall des doppelten David Rudolfs geben auch die Künstler keinen Aufschluss zu diesem Rätsel, denn beide Gemälde sind weder signiert noch einer Künstlerhand zugeordnet.
Foto: Su Jost
Verweise und zum Weiterlesen:
- Museum Schloss Burgdorf, Sammlung Rittersaalverein
- Burgerbibliothek Bern, Porträtsammlung
- von Bergen, Peter (2015): Die Tuchfabrikantenfamilie Bay: ein Beitrag zu Belps industrieller Vergangenheit.