Berner Museumsgeschichten
Heizen, aber richtig…
«Gender-Gap beim Heizen» titelte kürzlich die Sonntagszeitung. Frauen bevorzugten eine Raumtemperatur von 25 Grad, Männer reichten 22. Dabei sollten wir in den nächsten Tagen deutlich weniger heizen. Eine zum aktuell hitzig diskutierten Thema passende Ausstellung findet sich unter den Dächern von Schloss Jegenstorf: die umfangsreichste und bedeutendste Ausstellung barocker Kachelöfen der Schweiz. Der letzte private Schlossbesitzer Arthur von Stürler (1874-1934) trug diese Sammlung mit viel Herzblut zusammen.
Die Öfen aus verschiedenen Landesteilen wurden während des Innenumbaus in den Jahren 1913-1916 funktionstüchtig installiert. Schloss Jegenstorf ist dank dieses glücklichen Umstands heute auch ein bis über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Kachelofenmuseum. 2013 konnte zur Feier des letzten Innenumbaus ein weiteres Prunkstück im Schloss aufgebaut werden: Ein bunter, höchst seltener Blumenofen aus der Berner Manufaktur Frisching, der heute zu den Highlights von Sammlung und Museum gehört.
Heimlicher «Star» der Ausstellung ist der «hölzige Ofen». Aufgrund seiner Form, seines Aufbaus und seiner Farbfassung macht er den Museumsbesucherinnen und Museumsbesuchern vor, ein Kachelofen zu sein. Auf den zweiten Blick erkennen sie, dass es keine gute Idee wäre, einen Ofen einzufeuern, der aus Holz gefertigt wurde. Wer auf einer Führung Einblick ins Innenleben des Ofens erhält, sieht dort unzählige Schubladen für Briefe und Ablageflächen für unsere vielen unnötigen nötigen Dinge des Alltags. Und natürlich gibt es da auch ein Geheimfach.
Der hölzerne Ofen wurde vermutlich als «Gegenstück» zu einem echten Ofen gebaut. Solche Pendants waren im Zeitalter des Barocks beliebt, Symmetrien galten als ästhetisch wichtig.
Stünden die beiden Ofen diesen Winter in unserer Stube, wären wir nicht bloss angehalten, nur einen der beiden einzuheizen. Sondern auch den richtigen.
Foto: «Hölziger Ofen», Stiftung Schloss Jegenstorf, Foto Peter Lauri
Quellen und zum Weiterlesen:
- Schlup, Murielle 2012: Fundstück: Der «hölzige Ofen» im Schloss Jegenstorf. In: Berner Zeitschrift für Geschichte, 74. Jahrgang 02/12: 160-164
- Stiftung Schloss Jegenstorf und Murielle Schlup (Hg.) 2013: Im Brennpunkt – die Sammlung historischer Kachelöfen (Begleitpublikation zur gleichnamigen Sonderausstellung 2013 im Schloss Jegenstorf). Mit Beiträgen von Hermann von Fischer, Margrit Früh und Georges Herzog.
- Kehrli, Manuel und Monika Bürger 2008: Berner Schreibmöbel des 18. Jahrhunderts (Katalog zur Sonderausstellung 2008 im Schloss Jegenstorf). Stiftung Schloss Jegenstorf.