Berner Museumsgeschichten

Von Unterdrückung und Widerstand

In der Nacht zum 15. Februar 1955 zerreissen an der Schlösslistrasse in Bern Schüsse die Stille der kalten Winternacht. Tags darauf titelt das Berner Tagblatt: «Rumänische Gesandtschaft in Bern von Widerstandskämpfern erobert». Die spektakuläre Botschaftsbesetzung versetzt Bern in Aufruhr und strahlt sofort in die ganze Welt aus. Die Besetzung erfolgte aus Protest gegen das autoritär-kommunistische Regime und hatte zum Ziel, die Botschaft als «Spionagenest» zu enttarnen und die Freilassung politischer Gefangener in Rumänien zu erreichen.

Von Polizei und Armee belagert, geben Oliviu Beldeanu und seine drei Mitstreiter rasch auf und werden verhaftet. Der Westen spricht von Widerstandskämpfern, der Osten von Terroristen. Eine Auslieferung kommt für die Schweiz nicht in Frage. Die vier Rumänen werden schliesslich zu vier Jahren Thorberg verurteilt. In dessen Jahresbericht 1957 wird vermerkt: «Zu den erfreulichen Gefangenen gehörten die vom Überfall auf die rumänische Gesandtschaft in Bern bekannten Rumänen. Sie arbeiteten froh und waren mit ihrem Los zufrieden. Der Gefangene O.B. behauptete sogar, die Zeit auf Thorberg gehöre zu seiner schönsten Zeit.». Im selben Jahr werden die Rumänen vorzeitig entlassen und des Landes verwiesen.

Beldenau ging nach München und arbeitete als Hotelportier. Doch das Regime hatte ihn nicht vergessen. Die rumänische Geheimpolizei Securitate spannte mit der Stasi zusammen. Beldenau wird nach Ost-Berlin gelockt und von dort nach Rumänien entführt und am 16. Februar 1960 erschossen.

Beldenau war ursprünglich ein begnadeter Bildhauer. Während seiner Haft in Thorberg schuf er nicht weniger als 30 Holzskulpturen. Der «Huttenträger» symbolisiert das unterdrückte rumänische Volk und ging als Geschenk an den Thorberg Direktor. In der Sammlung des Museums Krauchthal erinnert er nun an eine dunkle Zeit und Beldenaus tragisches Schicksal.

Quellen und zum Weiterlesen:

Museé Krauchthal